Animationsfilm-Workshop und theaterpraktischer Improvisationsworkshop
Seit über vier Jahren tobt der Krieg in Syrien, ohne Aussicht auf Verbesserung für die Menschen. Millionen Menschen sind auf der Flucht, einige von ihnen sind in Berlin angekommen – in Familien und in Unterkünften. Gleichzeitig haben Künstler aus Syrien den Weg in die Hauptstadt und in den Heimathafen gefunden. Diese ungewöhnliche Situation hat auch ihr Gutes: die Begegnung mit den syrischen Künstlern und Menschen. So haben wir Künstler und andere geflohene Menschen eingeladen, sich in Workshops zu begegnen, einerseits in einem Animationsfilm-Workshop und andererseits in einem theaterpraktischen Improvisationsworkshop der mit dem Körper und der Stimme arbeitet. Während der Arbeit und in den Präsentationen kam es zu fruchtbaren Begegnungen, starkem künstlerischem Ausdruck und auch dazu, einfach mal beim Tee ins Gespräch zu kommen.
In Übereinstimmung mit den Künstlern wurde entschieden, nicht vordergründig den Krieg und die daraus resultierenden Konflikte und Probleme zu betonen. Vielmehr stellt diese Art von Arbeit eine Chance für die Teilnehmer dar, sich mal wieder als eigene und kreative Persönlichkeit wahrzunehmen, das Lernen von neuen Fähigkeiten zu genießen und im Schaffen das Unerwartete zu genießen. Außerdem ist die Begegnung in der entspannten aber doch herausfordernden Situation eine Möglichkeit, soziale Kompetenzen wiederzuentdecken oder hier als Flüchtling zu stärken.
Wo Themen des Krieges bzw. die individuelle Verarbeitung sichtbar wurde, wurde dies genauso behandelt und gefördert wie alles andere. Aber es war wunderbar, zu beobachten, dass viele Kinder im einen und Jugendliche im anderen Workshop dazu neigten, abstraktere Geschichten und Ausdrucksformen zu favorisieren, oder neben die schwierigen Themen wenigstens andere gleichwertig zu stellen.
Die Kinder lernten, welche Schritte es von der Idee einer Geschichte bis zum fertigen Animationsfilm gibt. Zuerst erzählten sie Geschichten und formten sie zusammen mit den Künstlern. Dann fertigten sie die nötigen Zeichnungen an, erarbeiteten das Storyboard, und schnitten alles aus, was im Zuge der Animation bewegt wurde. Danach hat Jalal Maghout ihnen gezeigt, wie von jedem Bild, jeder Position der Zeichnung ein Bild gemacht wird, und wie diese dann aneinandergereiht werden, und beim schnellen Abspielen den Trickfilm bilden. Außerdem hat er die Stimmen der Kinder aufgenommen, und sie in die Filme einfließen lassen. Viele Kinder beschrieben das Leben in einem Haus, andere Arbeitsabläufe wie in einer Bäckerei und wieder andere kreierten abstrakte Geschichten. Daraus entstanden letztendlich acht Animationsfilme.
Das Team hat beherzigt, dass Theater eine neue Erfahrung für die meisten ist, und begannen mit etwas sehr Lebensechtem: Ziad bat jeden zuerst zu erzählen, wo er/sie in der Wohnung in Syrien/Afghanistan entspannen würde, und dann wo er/sie jetzt entspannt. Von diesem Ausgangspunkt haben die Teilnehmer in kleinen Gruppen Geschichten, Situationen und schließlich Szenen entwickelt. Die verschiedene Herkunft der Teilnehmer spielte dabei eine Rolle, denn in dieser sehr einfachen Fragestellung ließen sich Kultur, lokale Begebenheiten und Traditionen ablesen. Hier, im Gastland, verebben die eingeübten Routinen, alles wird neu, man muß sich erst neu daran gewöhnen. In dem man das tut, lernt man sich selbst noch einmal neu kennen. Auch dies, ein Merkmal des Lebens im Exil, wurde sehr fruchtbar thematisiert.