Dabateatr & suite42
Workshop-Präsentation der marokkanisch-deutschen Zusammenarbeit
mit anschließendem Gespräch mit allen Beteiligten
Alle Präsentationen auf Marokkanisch und Deutsch (und eventuell Französisch)
Zusammenarbeit im Rahmen von »Lila Risiko Schachmatt«
Dabateatr und suite42 kennen sich seit zwei Jahren im Rahmen von »Lila Risiko Schachmatt«. Nach unserer Reise nach Rabat und Sefrou, Marokko, inklusive der Gastspiele Hassan Leklichée und Hadda im März 2014, heißen wir die Kollegen nun in Berlin willkommen für eine weitere Phase der praktischen Zusammenarbeit.
Diese kulminiert am 29. August in einer gemeinsamen Workshop-Präsentation und einem Gastspiel – Hadda: der gleiche Text, aber inszeniert vom Autor selbst, Jaouad Essounani.
Dabateatr, gegründet 2003 von Jaouad Essounani, produziert als eigenständige Theaterstruktur Sprechtheater, Zirkusstücke und künstlerische Austausch-programme. Außerdem arbeitet die Kompanie in Schulen und anderen sozialen Zusammenhängen und öffnet die Bühne monatlich für Kollegen und die Bürger aus Rabat in den Reihen Daba Citoyen und Art Qaida. Sein Stück Hadda lief bereits als deutsche Version in der Inszenierung von Lydia Ziemke in der Reihe Lila Risiko Schachmatt am Heimathafen Neukölln.
Jaouad Essounani und Lydia Ziemke sprechen seit 2011 intensiv miteinander. Nach zwei Inszenierungen von Jaouads Texten und gegenseitigen Einladungen können nun auch die beiden Kompanien in intensiven Austausch treten und die gegenseitige Theaterlandschaft kennenlernen. In der gemeinsamen Arbeit behandeln beide Kompanien den politischen Handlungsspielraum des Einzelnen in religiösen und nicht-religiösen Gesellschaften, außerdem die Frage nach der Sichtbarkeit des ICH, also der wirklichen Persönlichkeit des Schauspielers als Teil des Spiels, sowie das Verwenden von traditionellen Lebenselementen der alteingesessenen Berber in Marokko auf der Bühne.
Jaouad folgte mehreren Einladungen nach Berlin zu gemeinsamen Proben, den Premieren und Festivals in der Reihe Lila Risiko Schachmatt von suite42. Hauptsächlich wurden in dieser Reihe zwei von Jaouads Stücktexten übersetzt, bearbeitet und auf die Bühne gebracht – Hassan Leklichée und Hadda, Cousin und Cousine, die, sinnbildlich für Marokko, viel Gewalt verschiedenster Art erleben. »Schreibt mit mir« hatte Jaouad gesagt – und so wurde in Berlin sehr frei mit den episodenartigen, fragmentarischen Texten gearbeitet. Lydia absolvierte die einmonatige Residenz Labodaba, ausgerichtet von Dabateatr und dem Goethe Institut Rabat, die in der Workshop Performance Destinée et décisions aujourd’hui kulminierte. Im Workshop wurde der Einfluß der europäischen Geschichte auf die Dramaturgie erforscht, sowie die politischen Handlungsspielräume im Theater, die sich daraus ergaben. In geschriebenen und gefunden Texten und Bewegungssequenzen wurden dann die Fragen nach Schicksal und der politischen Handlungskraft des Einzelnen außerhalb des Theaters in religiösen und säkularen Gesellschaften respektive sehr spielerisch verhandelt.
Die Flüchtlingsströme nach Europa, der Sex- und Exotiktourismus nach Marokko, die global‐ marktwirtschaftlichen Verstrickungen, die europäische Sicht auf den Islam, die Instrumentalisierung desselben durch die marokkanischen Machthaber, die oberflächliche Kenntnis der jeweils anderen Kultur und daraus resultierende Klischees – sind die Themen, über die Lydia und Jaouad viel gesprochen haben. Außerdem über die Ermächtigung des Einzelnen zum politischen Bewusstsein und Handeln – auch ein erklärtes Ziel des Heimathafen Neukölln, unserem Partner und Spielort. Den »volksnahen« Charakter des Heimathafens, wo wir mit Lila Risiko Schachmatt zu Hause sind, hat Jaouad von Anfang an sehr gefallen. In Rabat und Berlin haben nun unter Szenenwechsel die anderen Mitglieder beider Kompanien begonnen, intensiv miteinander zu sprechen, und zu spielen. Darüber hinaus erfahren sie viel über die jeweilige Theaterlandschaft und das Theater aus eurozentristischer bzw. nicht-eurozentristischer Sicht. Daraus haben sich schon sehr interessante Unterschiede und Fragen ergeben, wie zum Beispiel nach der Sichtbarkeit des ICH, also der wirklichen Persönlichkeit des Schauspielers auf der Bühne und das Verwenden von traditionellen Lebenselementen der alteingesessenen Berber in Marokko auf der Bühne.
Neben den gemeinsamen Workshops ermöglichen wir durch weitere Förderungen auch Gastspiele von Hassan Leklichée und Hadda aus Deutschland in Rabat und Sefrou, sowie Hadda aus Marokko in Berlin.
mit Hassan Leklichée und Hadda von Jaouad Essounani,
als Gäste vom Autor und Dabatatr (Rabat), 10. – 20. März 2014
im Rahmen von »Lila Risiko Schachmatt«
Hassan und Hadda begegnen in diesen Texten Schicksalen exemplarisch für viele marokkanische Jugendliche in einem Land mit immer noch 40% Analphabetentum, willkürlicher Königs- und Islamherrschaft mit, bis vor kurzem, systematischer Unterdrückung der Berberkultur. Darauf hat das Publikum überall in Marokko sehr stark reagiert, außerdem sehr interessiert auf die deutschen Theatermittel. Unsere Neugier an ihren Theatermitteln war genauso groß – das haben wir in verschiedenen Workshops vertieft, und an marokkanischem wie deutschem Textmaterial gearbeitet. Die Hintergründe der beiden Figuren, die Kontexte die in den Texten beschrieben sind, haben sich uns bei diesem Besuch in vielen Begegenungen erschlossen. Die nun zwei Jahre währende Zusammenarbeit wid in Kürze mit einem Besuch der Marokkaner in Berlin vertieft.
Dabateatr & suite42
Workshop-Präsentation der marokkanisch-deutschen Zusammenarbeit
mit anschließendem Gespräch mit allen Beteiligten
Alle Präsentationen auf Marokkanisch und Deutsch (und eventuell Französisch)
Aufführung Hadda – geschrieben und inszeniert von Jaouad Essounani
arabisch mit deutschen Übertiteln
mit Publikumsdiskussion in Anwesenheit des Autors
Alle Präsentationen auf Marokkanisch und Deutsch (und eventuell Französisch)