von Peca Stefan und Anne Rabe (Mitarbeit Lydia Ziemke)
Berlin 1970 – 1989 – 2015. Schritte in der Geschichte einer Stadt und ihrer Zuzügler vor und nach der rumänischen Revolution und dem Fall der Mauer. In der DDR der 70er Jahre übten die dunklen Vollblutmusiker aus Rumänien eine große Faszination aus. Sie kamen auf Einladung der Agenturen, sangen die Hits von anderen und siegten über alle Systeme.
In Rumänien ein Visum zu bekommen und dann Passierscheine, um zwischen Ost- und Westberlin zu pendeln, war jedes Mal wie ein Sechser im Lotto. Die Musiker nutzten das lustvoll aus und wurden Experten im Schmuggel von Instrumenten, Genusswaren und Identitäten zwischen allen drei Staaten. Damit wurden sie reich und improvisierten sich ein Leben voller Superlative zurecht – rücksichtslos, subversiv und mit viel Gefühl für die ostdeutschen Frauen. Diese nahmen sie meist an der Stasi vorbei mit, als sie nach Westberlin übersiedelten. 1989 brach ihre Welt zusammen, die Zeit der Live-Cover-Bands war abgelaufen, die Massen tanzten bald zu gemixten Beats der DJs. Außerdem überschatteten zurückgelassene Familien, winzige Renten und eingeübter Selbstbetrug die glorreiche Vergangenheit im Gleichschritt mit dem neuen wirtschaftlichen Alltag. Die meisten »Naturtalente« leben heute in Berlin, schweben zwischen Identitätssplittern und schustern sich weiter ihr Leben zurecht.
Das Stück basiert auf tiefgehender Recherche und vielen Gesprächen mit den gealterten Musikern. Peca Stefans Vater war als einer davon erste Inspiration für das Projekt. Für die Macher stellt sich neben der Frage der Repräsentation dieser einzigartigen, zwiespältigen Leute auch die nach möglichen Parallelen zu ihrer eigenen Situation als freie Künstler mit mehr oder weniger marktwirksamen Identitäten innerhalb manipulativer Systeme und den Mechanismen der internationalen Kooperation.
»Era un fel de pai cu care respiram – dedesubt – aerul de deasupra! = West-Musik – Das war wie der Strohhalm, durch den wir unten die Luft von oben atmeten.«
»Eram un pic bandit! – Wir waren auch Banditen. Das könnt ihr aufschreiben!«
Eine Produktion von suite42, basierend auf einer Idee von Peca Stefan, in Kooperation mit dem Ballhaus Ost.
Pressestimmen:
»Rumänisches Musikerleben zwischen Ost- und Westberlin« (von Hartmut Krug, Kiepenheuer Medien, 01/2016)
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Mit: Peter Becker, Roland Bonjour, Jennifer Frank, Jon Kiriac / Text: Peca Stefan, Anne Rabe (Mitarbeit Lydia Ziemke) / Regie: Lydia Ziemke / Bühne & Kostüme: Claire Schirck / Licht: Eva G. Alonso / Regieassistenz: Nina Eckhardt / Ausstattungsassistenz: Dimitri Staub / Produktion, Öffentlichkeitsarbeit: ehrliche arbeit – freies Kulturbüro / Graphik: Dima Peels, www.dimapeels.com
Vorstellung am 17.01.2016 um 18:00 h.