Die neue deutsche Erstaufführung in der Reihe »Lila Risiko Schachmatt« –
Die zweite Zusammenarbeit mit Mohammad Al Attar aus Syrien.
Damaskus 2012. Noura entscheidet sich, die Erfahrungen von Gefängnisinsassen des Assad-Regimes mit der Kamera zu dokumentieren. Es soll ihr Beitrag zur Revolte werden. Doch was bedeutet »dokumentieren« in dieser Situation? Die Interviews und persönlichen Erzählungen fordern mehr von ihr als erwartet, und durch die Kamera verschwimmt die Grenze zwischen Realität und Fiktion. Noura ist hin und her gerissen zwischen Idealismus, Neugier, Voyeurismus, Empathie und wachsender Angst.
Durch die Auseinandersetzung mit den Häftlingen einerseits und ihrer gutbürgerlichen, regimetreuen Familie andererseits wächst in ihr eine Vorahnung der brutalen Konflikte, die noch kommen werden.
»Noura: Sag mal, meinst du, die Dinge haben sich seit den Anfängen geändert? Glaubst du, es gibt Fortschritte?
Zaid: Aber ja! Dieses eine Jahr kam mir vor wie ein Jahrzehnt – das gibt noch eine lange Geburt, vermutlich Kaiserschnitt.
Noura: Meinst du, die Leute sind noch auf dem richtigen Weg?
Zaid: Hauptsache, sie machen weiter. Was ist mit dir? Machst du weiter?
Noura: Ganz ehrlich, ich bin müde. Viele andere auch. Wie lange können sie noch so durchhalten?«
Pressestimmen:
»Im Gefängnis« (von Stella Marie Hombach, Tagesspiegel, 07/2013)
»Der Regie und den vorzüglichen Schauspieler_innen gelingt es, die verworrene Situation, in der sich Syrien zurzeit befindet, hervorragend auf die Bühne zu bringen.« aus dem Beitrag »Ein Blick in den syrischen Abgrund« (von Peter Nowak, der Freitag, 07/2013)
»Und jetzt bitte direkt in die Kamera lässt die Zuschauer an den Erlebnissen syrischer Kriegsflüchtlinge teilhaben. Die drastische Inszenierung im Neuköllner Heimathafen hinterlässt einen beklemmenden aber nachhaltigen Eindruck. […] Durch die 360-Grad-Nutzung des Zuschauerraums als Bühne gibt es kein Entrinnen mehr aus den Erinnerungen der Häftlinge. […] Und das ist den Machern, nicht zuletzt wegen der herausragenden Leistung des Schauspielerensembles, gelungen – wer sich nach knapp 100 Minuten von seinem kleinen Sitzhocker erhebt, hat das Gefühl, selber gerade nur knapp der psychischen und physischen Folter eines brutalen Systems entkommen zu sein.« aus dem Beitrag »Syrien, hautnah« (von Laura Ginzel, Zenith, 08/2013)
Mohammad Al Attar lebt und arbeitet heute in Beirut. Dort und an der libanesischen Grenze ist er sehr aktiv in der Unterstützung von syrischen Flüchtlingen, sowohl in sozialen Projekten als auch mit Theaterarbeit. Im vergangenen Jahr wurde Und jetzt bitte in die Kamera! bereits in einer szenischen Lesung im Heimathafen Neukölln präsentiert und seitdem kontinuierlich von ihm weiter entwickelt. Sein Stück Rückzug hatte 2011 den Auftakt zur Reihe »Lila Risiko Schachmatt« gebildet. Er war im März 2012 zur Veranstaltungsreihe und ab dem 1. Juli in Berlin und bei den Aufführungen am 4., 6. und 7. Juli zu Gast, die von Publikumsgesprächen ergänzt wurden.
Artikel und Interviews von bzw. mit Mohammad Al Attar
(Wir empfehlen, da wo es möglich ist, die Online-Artikel zu bezahlen.)
»Syrien: „Die Welt muss etwas unternehmen: Jetzt oder Nie.“« (Interview mit Mohammad Al Attar von Bente Aika Scheller, Heinrich Böll Stiftung, 09/2013)
»Die scheußlichen Lügen Assads« (Kommentar von Mohammad Al Attar, taz, 08/2013)
»Angstbarrieren überwinden« (Interview mit Mohammad Al Attar, Neues Deutschland, 06/2013)
»“Die Syrer geben wirklich alles“« (Interview mit Mohammad Al Attar von Ines Kappert, taz, 01/2012)
»“Wir Künstler kämpfen anders“« (Interview mit Mohammad Al Attar von Magdalena Ebertz, Frankfurter Allgemeine, 08/2012)
Autor: Mohammad Al Attar / Übersetzung: Andreas Bünger & Ghada W. Salim / Regie: Lydia Ziemke / Produktion: Aliki Schäfer / Dramaturgie: Stefanie Aehnelt / Bühne: Svenja Kuhr / Kostüme: Anika Schmitz / Video: Sandra Hetzl / Musik: miss machine, Obi Blanche / Regieassistenz: Bastian Kabuth / Mit: Peter Becker, Salome Dastmalchi, Nadim Jarrar, Kostis Kallivretakis & Lena Stamm / im Video: Joanna Mandalian & Mehmet Kücük / Licht: Malwine Kurella / Technische Leitung: Christian Gierden / Ton: Aaron Ganthus / Fotografie: Piero Chiussi / Grafik: Sebastina Boldt / Hospitanz: Maritina Buntspecht
Mit Publikumsgespräch in Anwesenheit des Autors.
Mit Publikumsgespräch in Anwesenheit des Autors.