Eine Produktion im Rahmen von »Lila Risiko Schachmatt«
»Lila Risiko Schachmatt« geht in die zweite Runde und präsentiert eine Weltpremiere: das neue Stück des marokkanischen Theatermachers und Autors Jaouad Essounani. Als Katastrophenvariante von Forrest Gump durchstolpert der junge Hassan unter der Königsherrschaft von Hassan II eine rasante Revue kollektiver Risiken. Er erlebt nicht die Sternstunden seiner Generation, sondern wird mit den typischen Gefahren konfrontiert, denen man als junger Nordafrikaner in den letzten 60 Jahren ausgesetzt ist – besonders, wenn es ihn nach Europa zieht. Die Heimat, die Familie lässt ihn nie los, auch als er durch virtuelle Kanäle und über aufgewühlte Wasser eine neue Zukunft sucht. Vom grünen Marsch bis er nach Guantánamo vekauft wird – die Klischees prallen ungebremst aufeinander und zwischen ihnen wird Hassan langsam zerrieben.
»1986, die WM in Mexiko. Jeder feuert sein Land an, und die ganze Welt feuert Maradona an. Hassan hat das Dritte-Welt-Fieber gepackt. Angefangen von der Leichtathletin Nawal El Moutawakil bis hin zu Bruce Lee, Bob Marley und Maradona. Als Marokko Portugal mit 3:1 schlägt, gibt Yettou eine Party für all ihre Huren und Zuhälter und für ihre Beamten und Drogendealer. Aber als Deutschland Marokko mit 1:0 besiegt, schwört Hassan, dass er nie wieder etwas mit Fußball und Haschisch zu tun haben will. Er lässt sich Che Guevara auf die rechte Schulter und einen Widderkopf auf den Rücken tätowieren.«
Pressestimmen:
»In meisterhaft lakonischer Sprache erzählt Autor Jaouad Essounani dieses Einzelschicksal vor dem Hintergrund der letzten 50 Jahre marokkanischer Geschichte … in der vielschichtigen, poetischen Inszenierung von Lydia Ziemke.« (von Anouk Meyer, Neues Deutschland, 03/2012)
»Modernes Metropolentheater, erzählt im Neuköllner Heimathafen. ›Hassan Leklichée‹ bietet die schmerzvolle Geschichten Hassans und Marokkos dar und endet im Klischee: wahr und authentisch.« (Mohamed Amjahid, Zenith online, 02/2012)
»Frisch aus Marokko! – Bedrückend stilles Theater« (junge Welt, 02/2012)
im März 2012
Ausgehend von zeitgenössischer arabischer Dramatik vertieft sich das Format in Vielfalt und Vertrautheiten einer Region im Umbruch. In der ergänzenden interaktiven Veranstaltungsreihe klicken wir uns gemeinsam mit MacherInnen und BeobachterInnen poetisch provokanter und akut politisierter arabischer Kunst- und Kulturproduktion durch Profilbilder einer Generation, deren Horizont längst ein weltweit ausgestrahlter ist. Alle drei Autoren waren vom 15. bis 19. März 2012 zu Besuch und haben sich nach jeder Vorstellung mit Künstlern und dem Publikum auseinandergesetzt, nach ihren jeweiligen Stücken, in einer umfassenden Podiumsdiskussion, nach der Lesung eines neuen Stückes von Mohammad Al Attar Und jetzt bitte direkt in die Kamera und einer Präsentation von syrischer Lyrik der letzten 100 Jahre.
Die Stücke von Jaouad Essounani (Hassan Leklichée), Mohammad Al Attar (Rückzug) und Imad Farajeen (603) sind während des »British Council/Royal Court Theatre Near East and North African New Writing Project« zwischen 2007 und 2010 entstanden, und wurden in Lesungen auf der Veranstaltung »I Come From There: New Plays from the Arab World Season« am Royal Court Theatre im November 2008 präsentiert. Im Rahmen von »Lila Risiko Schachmatt« wurden sie erstmals ins Deutsche übersetzt und inszeniert.
Autor: Jaouad Essounani / Übersetzung: Ebtihal Shedid, Andreas Bünger, Jaouad Oaussou / Regie: Lydia Ziemke / Produktionsleitung und Produktionsberatung: Aliki Schäfer / Künstlerische Mitarbeit: Wiebke Hagemeier / Regieassistenz: Marie Popall / Ausstattung: Martina von Holn & Tucké Royale / Ausstattungsassistenz: Hoda El-Sharkawy & Anna Gentilini / Darsteller: Jillian Anthony, Javeh Asefdjah, Nadim Jarrar, Patrick Khatami, Alois Reinhardt / Lighting Design: Christian Gierden, Malwine Kurella / Grafik-Design: Tobias Kauer
Veranstaltungs- und Workshop-Reihe:
Konzept und Umsetzung: Nora Haakh, Laura Werres, Lydia Ziemke / Assistenz: Annegret Roelcke, Hedra Youkhana / Produktionsberatung: Aliki Schäfer
von Jaouad Essounani (Marokko) und Lydia Ziemke mit Geflüchteten
»Hassan durchstolpert als Unterschichten-Berber-Junge alle Risiken der Machtwillkür von König Hassan II, dem Militär und den Religionsführern Marokkos. Online liebt er die schöne Schweizerin, beide genießen das Klischee der anderen Welten, und Hassan macht sich auf den Weg.«
(»Meisterhaft lakonisch«, von Anouk Meyer, Neues Deutschland, 03/2012)
Dazu kommt der echte Hassan: als Kind gefangen zwischen Mafia und Polizei flieht er übers Meer, jahrelang lernt er alle Tricks unter der brutalen Ablehnung überall und die Sprachen seiner »Gastländer«. Er ist unendlich müde – welchen Weg kann er finden, sein Leben richtig zu leben, es zu gestalten? Die Heirat mit der Schweizerin? – Wer darf er, wer kann er sein, und wer sind wir dabei?
In Kooperation mit dem Heimathafen Neukölln.