Eine Begegnung mit syrischen KünstlerInnen und BürgerInnen im Rahmen von Lila Risiko Schachmatt
Seit drei Jahren tobt der Krieg in Syrien. Millionen Menschen sind auf der Flucht, einige von ihnen sind in Berlin angekommen – in Familien und in Unterkünften, so auch im neuen Asylbewerberheim in Britz Neukölln. Gleichzeitig haben Künstler aus Syrien den Weg in die Hauptstadt und in den Heimathafen gefunden. Wir laden Künstler, Flüchtlinge und Bürger ein zur Sichtung und Diskussion aktueller Texte und Kunstwerke, zur Betrachtung der Situation in Syrien und dazu, einfach mal beim Tee ins Gespräch zu kommen.
Neben der laufenden Inszenierung Und jetzt bitte in die Kamera, werden neue Texte vom Mohammad Al Attar und Wasim Ghriouri präsentiert, ein Workshop für Kinder mit einer Ausstellung wird ausgerichtetet von Jalal Maghout und begleitet von drei Animationsfilmen. Wir zeigen einen Film zur Situation der weiblichen Flüchtlinge in Beirut und Aboud Saeed, der Klügste Mensch im Facebook, wird zusammen mit Sandra Hetzl alte und neue Texte lesen. Außerdem diskutieren wir mit Beteiligten über Revolution, Krieg und Flucht. Inspirierende Neuinterpretationen eines weiten arabischen Musikrepertoires kommen von Dury de Bagh mit Band.
Alle Veranstaltungen deutsch und arabisch.
20:00h
Not Who We Are
Film von Carol Mansour, mit anschließendem Gespräch
Der neueste Dokumentarfilm von Carol Mansour gibt Einblick in das schwere Leben der weiblichen Flüchtlinge aus Syrien, die in den letzten 2 bis 3 Jahren in den Libanon geflohen sind. Fünf mutige Frauen (Afra’a, Umm Omar, Umm Raed, Samar, Siham) führen uns durch den Alltag ihrer Flüchtlingserfahrung. Vertreibung, Verlust, aber auch ihre Stärke und ihr Erfindungsreichtum mit Hinblick auf die mannigfaltigen Schwierigkeiten in diesem feindlichen Umfeld, besonders für Frauen und Mädchen, werden aus ihren Perspektiven betrachtet und besprochen.
Arabisch mit Englischen Untertiteln.
15:00 h Eröffnung der Ausstellung »Zukunftskinder«
Ausstellung mit Zeichnungen von Kindern aus syrischen Flüchtlingsfamilien, nach dem Workshop von Jalal Maghout und Khansaa Humaidan, mit Tee, Kaffee, Kuchen und Kinderspielen
Jalal Maghout fragt die Kinder: was willst Du machen, wenn Du nach Syrien zurückkommst? Wie siehst Du die Zukunft in Syrien? Und gibt ihnen Zeichenmaterialien… Zusammen erfinden die Kinder eine Geschichte, die Jalal in einem animierten Kurzfilm verbinden wird.
Außerdem werden die Zeichnungen ab dem 10.5. auch ausgestellt.
16:30 h Kurzfilme von Jalal Maghout
und Gespräch mit dem Künstler und Workshopteilnehmern
Krähen sind menschlicher als wir denken. Es gibt viele gute Gründe, diese Kreatur nicht als schlechtes Omen zu sehen. Sogar mit dem alten Aberglaube erbitten wir heute, inmitten der völligen Zerstörung, von dieser unheimlichen Kreatur Hoffnung und Erlösung. Erbitten, dass die Krähe keine kleinen, blinkenden Metallsachen mehr sammeln kann. Erbitten, dass die blinkenden Metallsachen ihren Weg automatisch an einen verlassenen Ort finden, anstatt ihr Ziel zu erreichen. An einen verlassenen Ort fliegen, damit das Leben weitergehen kann.
17:30 h Adapter
szenische Lesung von Wasim Ghriouri, mit anschließendem Gespräch
Der syrische Künstler Wasim Ghriouri hat viel zu erzählen, fürchtet sich aber vor der Bühne. Da wir seine Erfahrungen aus der Armee, den Gefängnissen und anderswo aber unbedingt hören wollen, muß ein Schauspieler her, seinen Monolog zu sprechen. Dieser halb autobiografische halb dokumentarische Text führt tief hinein in die hochkomplexe Syrische Realität aus Unterdrückung, Krieg, Vertreibung und Revolution der letzten Jahre bis heute: wie sie in der Persönlichkeitsentwicklung wirkt, sowie in Familien und allen möglichen menschlichen Beziehungen. (arabisch und deutsch)
19:00 h
Lesung von alten und neuen Texten von Aboud Saeed
mit seiner Übersetzerin Sandra Hetzl
Der syrische Schmied aus Manbij, der durch seine poetisch-anarchistischen Facebookposts bekannt geworden ist, lebt seit einigen Monaten mitten unter uns in Berlin. Nach seinem ersten, bei mikrotext erschienenen, Buch »Der klügste Mensch im Facebook«, eine Art absurdes Facebook-Tagebuch vom Leben mit »Freiheit und Luftangriffen« zwischen der Schmiedewerkstatt, seiner Beduinenmutter, den Absurditäten des Alltags und vielen virtuellen Flirts, arbeitet er nun an seinem zweiten Buch. Hier überlagern sich die Zeiten und Orte, Syrien wird ganz plötzlich gegenwärtig an den Ufern der Spree oder auf einem Berliner Balkon, auf den man verbannt wurde, um eine Zigarette zu rauchen. (arabisch und deutsch)
20:00 h Konzert: Dury de Bagh und Band
15:00 h Ausstellung »Zukunftskinder«
16:00 h Neue Prosatexte von Mohammad Al Attar
Zur aktuellen Situation in den befreiten Gebieten und zur absurden Situation vor den angekündigten Wahlen in Syrien. (arabisch und deutsch)
17:00 h Gespräch mit den Künstlern, Experten und Geflüchteten
über die momentanen Erfahrungen von Syrern in Syrien und im Exil, über mögliche Unterstützung und mögliche Zukunftsperspektiven. (arabisch und deutsch)
20:00 h Und jetzt bitte in die Kamera von Mohammad Al Attar
Damaskus 2012. Noura entscheidet sich, die Erfahrungen von Gefängnisinsassen des Assad-Regimes mit der Kamera zu dokumentieren. Es soll ihr Beitrag zur Revolution werden. Doch was bedeutet ‚dokumentieren’ in dieser Situation? Die Interviews und persönlichen Erzählungen fordern mehr von ihr als erwartet, und durch die Kamera verschwimmt die Grenze zwischen Realität und Fiktion. Noura ist hin und her gerissen zwischen Idealismus, Neugier, Voyeurismus, Empathie und wachsender Angst. Durch die Auseinandersetzung mit den Häftlingen einerseits und ihrer gutbürgerlichen, regimetreuen Familie andererseits wächst in ihr eine Vorahnung der brutalen Konflikte, die noch kommen werden. Wie weit wird sie selbst gehen? (deutsch mit arabischen Übertiteln, mit anschließendem Gespräch)
15:00 h Ausstellung »Zukunftskinder«
20:00 h Und jetzt bitte in die Kamera von Mohammad Al Attar
Damaskus 2012. Noura entscheidet sich, die Erfahrungen von Gefängnisinsassen des Assad-Regimes mit der Kamera zu dokumentieren. Es soll ihr Beitrag zur Revolution werden. Doch was bedeutet ‚dokumentieren’ in dieser Situation? Die Interviews und persönlichen Erzählungen fordern mehr von ihr als erwartet, und durch die Kamera verschwimmt die Grenze zwischen Realität und Fiktion. Noura ist hin und her gerissen zwischen Idealismus, Neugier, Voyeurismus, Empathie und wachsender Angst. Durch die Auseinandersetzung mit den Häftlingen einerseits und ihrer gutbürgerlichen, regimetreuen Familie andererseits wächst in ihr eine Vorahnung der brutalen Konflikte, die noch kommen werden. Wie weit wird sie selbst gehen? (deutsch mit arabischen Übertiteln, mit anschließendem Gespräch)